Am 22. Prozesstag um Mouhamed Dramè wird der Telefonmitschnitt des Notrufs des Leiters der Jugendhilfeeinrichtung in der Mouhamed erst kurz zuvor untergebracht worden war abgespielt. Zu hören sind der Leiter der Jugendhilfeeinrichtung und der Polizist in der Notrufzentrale, der den Anruf entgegengenommen hat. Wir skizzieren den Verlauf des Gesprächs, ohne jeweils anzugeben ob die Angaben des Leiters der Einrichtung erst auf Nachfrage oder von sich aus erfolgen.
Der Notruf
Der Leiter der Jugendhilfeeinrichtung gibt an, dass ein Jugendlicher aus Mali im Innenhof der Einrichtung stehe und sich suizidieren wolle. Der Jugendliche sei 16 Jahre alt und spreche nur französisch oder spanisch. Der Jugendliche reagiere nicht auf Ansprache. Er halte sich ein Küchenmesser gegen den Bauch. Nachbarn der Einrichtung hätten auf diesen Umstand aufmerksam gemacht. Der Jugendliche sei am Wochenende weggelaufen. Der Jugendliche sei dunkelhäutig, ca. 1,70m groß mit freiem Oberkörper.
Der Leiter der Jugendhilfeeinrichtung schildert die örtlichen Begebenheiten im Innenhof der Jugendhilfeeinrichtung. Es gäbe einen Zaun von 1,80m Höhe mit Spitzen. Da kommt man nicht so einfach drüber.
Der Polizist möchte wohl einen Krankenwagen mitschicken und kündigt dem Leiter der Einrichtung zivile und uniformierte Kräfte an. Ob jemand dabei sei, der französisch spricht kann der Polizist in der Notrufzentrale nicht sagen.
Der Leiter der Einrichtung erklärt, dass Mouhamed am Wochenende in einer LWL-Klinik war und am nächsten Tag mit dem Taxi zurückgekommen sei.
Bei dem Messer handle es sich um 15-20cm langes scharfes Küchenmesser, kein Brotmesser.
Der Leiter erklärt die Anfahrt und den Zugang zum Innenhof der Einrichtung.
Der Polizist nimmt die Personalien von Mouhamed, 07.11.2005, auf.
Der Leiter erklärt, dass es von Mouhamed bisher keine konkreten Suizidversuche gegeben habe, nur verbale Ankündigungen.
Der Leiter erklärt, dass keine Unbeteiligten im Innenhof der Einrichtung seien, nur eine Mitarbeiterin mit einem Sicherheitsabstand von 3 Metern. Die Mitarbeiterin solle den Innenhof verlassen oder einen Sicherheitsabstand von mindestens 5 Metern einhalten erklärt der Polizist.
Der Leiter gibt an, dass ein Opel und ein Smart im Innenhof stehen. Man könne sich Mouhamed bis auf 3 m unbemerkt nähern.
Der Leiter merkt an, dass nun uniformierte und zivile Kräfte vor Ort seien.
Mouhamed halte das Messer in der rechten Hand. Ein zweites Messer gäbe es nicht. Das müsste man sehen. Mouhamed halte das Messer die ganze Zeit in der Hand.
4 Zivile und 5 Uniformierte seien nun vor Ort und es scheint schon eine Kontaktaufnahme stattzufinden, meldet der Leiter zurück. „Die klären gerade auf und einer redet mit dem schon.“
Der Leiter könnte noch etwas zur Fluchtgeschichte sagen. Persönlich habe er Mouhamed erst am selben Tag kennengelernt.
Wird der jetzt getasert, der Arme? Ich habe gelbe Geräte gesehen, sagt der Leiter. Das sei möglich erwidert der Polizist.
Dann folgen Knallgeräusche in kurzer Folge.
Die Wiedergabe des Telefonats hat wohl mehr als 20 Minuten gedauert. Große Pausen gab es bei der Wiedergabe nicht.
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