OLG Düsseldorf – Messerangriff von Solingen 6. Prozesstag

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Am Freitag, den 23. August 2024, gegen 21:30 Uhr starben drei Menschen bei dem Messerangriff auf einem Stadtfest mit dem Motto: „Fest der Vielfalt“ in Solingen. Zehn weitere Personen wurden zum Teil schwer verletzt. Der geständige Angeklagte Issa Al H. muss sich dafür vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht verantworten.

Der Bart ist ab. Issa al H. wird am 6 Prozesstag wie an jedem der vorangegangenen Prozesstage in den großen Sitzungssaal 1 im Prozessgebäude des OLG Düsseldorfs geführt. Doch etwas ist anders. Issa al H. ist rasiert und die Haare sind sehr kurz geschnitten. Am heutigen Verhandlungstag sagen 5 Zeugen aus, der Mann, der mit dem Attentäter gekämpft hat, dessen Freundin, ein weiterer Zeuge, der vor der Bühne stand und zwei Frauen, die das Geschehen aus dem 1. Stock in der gläsernen Werkstatt beobachtet haben.

Zeuge 1

Der 49-jährige Robert K., Werkzeugmacher, erzählt aus seiner Sicht den Verlauf der Ereignisse am 23.08.2024 auf dem Fronhof in Solingen. Er war der Mann, der sich gegen den Messerangreifer vehement gewehrt hat.

Er sei mit seiner Freundin, Silke, vor der Bühne auf dem Frohnhof gewesen und habe der Musik gelauscht. Seine Freundin habe wissen wollen, was in dem Technikzelt passiert und sie seien weiter vor zur Bühne. Vor ihm sei eine Dame auf dem Boden gewesen. Sie hätten sich nichts weiter dabei gedacht. Einige Männer seien laut geworden. Er habe sie [seine Freundin] am Arm gegriffen. Einer aus der Menge habe „Messer, Messer“ gerufen. „Er [der Messerangreifer] kam auf uns zu.“. Er habe den Täter direkt angegriffen. Die ersten beiden Tritte hätten gut getroffen. Er habe Silke [seine Freundin] hinter sich stehen sehen. Er habe immer wieder attackiert. Er sei zu Boden gestürzt und habe sich mit Tritten gewehrt. Warum der Messerangreifer da nicht weitergemacht habe, wisse er nicht. „An mir kommst du nicht vorbei. Komm doch her! Trau dich!“ habe er gerufen.

„Wo willst du hin Robert?“, „Hinterher.“. Zehn Polizisten seien schon hinterher.

Sein T-Shirt sei zerschnitten gewesen. Einen Schnitt habe er am Oberkörper. Der am Bein sei aber schlimmer [Robert K. erlitt eine tiefe Schnittwunde am Bein. Die Bilder der Verletzung werden in Augenschein genommen.]. Ein Sanitäter habe jemanden wiederbelebt. Silke [seine Freundin] sei voller Blut gewesen. „Es war meins.“. Als er sich umgedreht habe, sei jemand mit einem Tuch abgedeckt worden. „Der war tot.“ Robert K. erklärt, er kenne Gewalt und könne damit gut umgehen. Er sei damit groß geworden. Er habe Erfahrung in Karate und Boxen. „Das war gekonnt, das war trainiert.“ bewertet er das Vorgehen des Messerangreifers. Jeden Abend überlege er, was er selbst hätte besser machen können. Wie üblich geht der Richter noch die polizeilichen Vernehmungen des Zeugen durch, darin hatte Robert K. von einem Kampfmesser mit einer Klingenlänge von 20cm wie in einem Rambo-Film gesprochen.

Zeuge 2

Als nächstes sagt die 55-jährige Silke, Landschaftsarchitektin, aus. Sie ist die Freundin von Robert K., mit dem sie auf dem Festival war. Sie habe sich dafür interessiert, was im Technikzelt passiert. Es habe Unruhe gegeben. Einer habe „Messer“ geschrien. „Auf einmal kam er in unsere Richtung.“. Dann fehle ihr jegliche Erinnerung. Es habe die Auseinandersetzung gegeben. Robert [ihr Freund] sei gefallen. Sie habe gesagt „Du rennst mir da nicht hinterher!“ [Robert K. wollte dem Täter laut seiner Aussage hinterherlaufen.]. Sie seien die letzten gewesen, die ins Krankenhaus gekommen seien. Sie selbst sei nicht verletzt worden. Auf einer Skizze, die in Augenschein genommen wird, erkennt die Zeugin ihre Schrift. Auf die Nachfrage des Richters erklärt sie, dass am Ende der Platz sehr leer gewesen sei. Im Nahbereich sei niemand mehr gewesen.

Zeuge 3

Der dritte Zeuge ein 33-jähriger Ingenieur aus Solingen ist ein einer Gruppe von 5 Personen vor der Bühne. Sie seien erstmal geflohen. Er selbst sei nicht verletzt worden. Der Richter nimmt Bezug zur Vernehmung bei der Polizei in Solingen. Gegen 21:40 habe der Zeuge Schreie gehört. Was genau kann der Zeuge nicht sagen. Der Zeuge habe einen Gegenstand von 30 bis 40cm Länge im Sprung auf den Hals einer Person blitzen gesehen. Er habe eine Auseinandersetzung einer Person [wohl Robert K.] mit dem Täter gesehen. Genauere Angaben dazu macht der Zeuge nicht. Er erkennt Robert K. auf einem Foto, das in Augenschein genommen wird, nicht.
Damit geht es in die Mittagspause.

Zeuge 4

Annika L., 33 Jahre, Sängerin und Vocal Coach hat das Geschehen aus der ersten Etage der gläsernen Werkstatt beobachtet. Sie habe dort in den Büroräumen am Fenster gestanden. Es habe nicht lange gedauert und die Musik sei aus gewesen. Die Menschenmenge sei auseinander gesprungen, innerhalb von Sekunden. Ein Mann [Robert K.] habe den Angeklagten versucht abzuwehren. Das Messer sei gut zu sehen gewesen. Der Mann [Robert K.] sei zu Boden gefallen und habe versucht sich mit dem Fuß zu wehren. Dann habe sie die ganzen Menschen da liegen sehen. Sie hätte am nächsten Tag die Veranstaltung moderieren sollen. Sie weint. Sanitäter hätten versucht Menschen wiederzubeleben. Sie hätten alle Türen abgeriegelt, für den Fall, dass der Täter entkommen konnte.

Zeuge 5

Die 30-jährige Sandra S. ist ebenfalls in der ersten Etage der gläsernen Werkstatt. Die Musik sei ausgegangen. „Warum klatschen die Leute nicht?“.

Eine Frau sei weggerannt. Ein Mann habe mit etwas herumgefuchtelt. Menschen seien weggelaufen. Da sei ein kleines Mädchen gewesen, das „Mami“ gerufen habe und dann zusammen mit der Mutter weggelaufen sei. Ein Mann [Robert K.] habe sich verteidigen wollen. Man könnte ja nichts anderes tun. Sie habe das verrückt gefunden. Der Mann [Robert K.] sei auf den Boden gefallen. Alle hätten unter Schock gestanden. Sie habe erkennen können was für ein Messer es war „Kein Solinger Messer“. Es sei ein billiges Messer mit einem Griff aus Plastik gewesen und 20cm Klingenlänge. Das Bild des Messers wird in Augenschein genommen. Das habe sie billiger in Erinnerung, erklärt die Zeugin.

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