Die ostwestfälischen Stadt Minden war im Mittelalter eine Kreuzung für bedeutsame Handelswege. Aus diesem Grund bestand schon damals ein militärisches Interesse diesen strategisch wichtigen Übergang zu schützen. Dazu bot sich eine Festung an, die es den Feinden erschweren sollte, in die Stadt einzudringen. Die Festung legte sich ringförmig um die Stadt und konnte nur durch fünf Stadttore betreten werden.
Von 1270 bis 1866 gab es verschiedene Ausbaugrade, von der mittelalterlichen Stadtmauer bis hin zur preußischen Festung mit Wällen und Befestigungsbauten. Über diese Jahrhunderte hinweg hatte die Festung nur einen Zweck, nämlich als militärisches Bollwerk zu dienen. Durch die Entwicklung der Artillerie und der Anbindung des Königreichs Hannover durch die Preußen im Jahr 1866 wurde die Festung überflüssig. Die Festung Minden wurde deshalb mit dem Reichsgesetz vom 30. Mai 1873, durch königliche Verordnung, aufgelöst.
Die Bahnhofsfestung
Ab dem Jahr 1847 wurden die Forts A, B und C gebaut, um die neue Eisenbahnlinie Köln Minden zu sichern. Von ihren Standorten bewachten sie die Ausfahrten von Straßen und Eisenbahnen in Richtung Bremen, Hannover und Berlin.
Die drei alten Festungsanlagen sind erstaunlich gut erhalten und befinden sich in der Nähe der Innenstadt Minden. Zwischen den drei Anlagen gibt es viele Brach- und Industrieflächen mit ebenso viel Freiraum für Gestaltungsmöglichkeiten. Aus diesem Grund hat die Stadt Minden ein integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept erarbeitet, in dem auf verschiedene Vorgaben Rücksicht genommen werden musste. Viele der historischen Gebäude stehen schließlich unter Denkmalschutz und sollen der Nachwelt erhalten werden. Gleichzeitig sollen sie aber auch gute Wohnbedingungen bieten und als Ausflugsziel interessant sein.
Fort A
Im Jahre 1849 wurde Fort A fertig gestellt und bis zur Aufhebung der Festung Minden militärisch genutzt. Schließlich mussten die strategischen Vorteile der Eisenbahn, der schnelle Transport der Soldaten von einem Ort zum anderen, gut geschützt werden. Mit der Eisenbahn wurde das Potenzial des Militärs erheblich ausgebaut, weil viel größere Entfernungen möglich waren als vorher mit Fußmärschen.
Nach der militärischen Funktion bekam das Fort A eine neue Bedeutung als Lazarett und Unterkunft für Soldaten. 1878 begann dann der Abbau der vier Verteidigungsringe von Fort A. Nur der Kern blieb stehen und wurde weiter als Krankenstation und Unterkunft ausgebaut. Es wurden u.a. große Fenster in die Außenwand gebrochen. Diese Nutzung des Forts endete schließlich 1918.
Später erfolgte eine aufwändige Sanierung, weil der Boden durch die vorherige Nutzung mehrere Meter tief mit Öl verseucht war. Der Plan, hier ein Preußenmuseum einzurichten wurde nicht umgesetzt. Im Jahre 2008 richtete sich schließlich die Tucholsky Bühne in dem Gebäude ein und es entstand seitdem eine tiefe Verbundenheit der Theaterleute mit der historischen Anlage.
Fort B
Das Fort B ist in den Komplex des ehemaligen Eisenbahn Versuchsamtes der Bundesbahn integriert. Dies war zuständig für die Erprobung von Schienen und Fahrzeugen. In dieser Eisenbahnversuchsanstalt wurde unter anderem der erste Intercity Express auf Tauglichkeit geprüft. Nach Gründung der Deutschen Bahn AG 1994 wurden die Bundesbahn-Zentralämter in die neue Konzernstruktur eingegliedert. Als Bestandteil der Deutschen Bahn Systemtechnik werden in Fort B heute vor allem Aufgaben im Rahmen von Forschung und Technologie wahrgenommen.
Fort C
Von den drei Forts blieb das etwas abseitiger gelegene Fort C in seiner ursprünglichen Form bis heute fast vollständig erhalten. Es gilt als Musterbeispiel für den neupreußischen Festungsbau und ist ein markantes Denkmal historischer Festungsarchitektur. Das Fort C bewachte seinerzeit die Ausfahrt der Eisenbahn in Richtung Köln. 1986 bis 1991 wurde es grundlegend saniert. Seit dieser Zeit befindet sich dort auch die Außenstelle des Preußen Museums. Außerdem wird Fort C als Kompaniequartier im Rahmen des Mindener Freischießens genutzt. Die Kompanie vom rechten Weserufer kümmert sich seitdem auch um die Pflege und den Erhalt dieses historischen Forts und macht es durch Veranstaltungen der Öffentlichkeit zugänglich.