Der Lost Place
Graffiti, eine vernagelte Tür, darüber das Schild „Der Kaiserhof“ und im Obergeschoß sind nur noch die Balken des Fachwerks zu sehen. Auf dem Dach neue Ziegel? Wir sehen plötzlich ein Gebäude am Straßenrand, das zunächst wie ein typischer Lost Place aussieht. Eigentlich wollten wir wollten das Kaiser Wilhelm Denkmal besuchen.
Wir parken das Auto und schauen uns das näher an. Was ist mit dem Dach? Das Dach sieht doch aus wie neu gedeckt. Und auf den zweiten Blick bestätigt sich das. Indess die Laubenhalle neben dem Hauptgebäude verstärkt den Eindruck, dass es sich doch um einen Lost Place handeln könnte. Was ist hier nur passiert? Ist es nun ein Lost Place oder doch nicht? Das müssen wir später untersuchen.
Dann zurück zum eigentlichen Plan. Da die Anzahl der Parkplätze beim Denkmal „0“ ist, machen wir uns dann noch zu Fuß auf den steilen Weg zum Denkmal. Das erwies sich als anstrengend aber lohnend, denn vor dem Parkplatz oben am Berg stauten sich schon zahlreiche Fahrzeuge.
Der Brand
Gegen 22 Uhr sehen Passanten Flammen im Festsaal des ehemaligen Hotels Der Kaiserhof im rückwärtigen Teil des leerstehenden Gebäudes. Die um 22.08 Uhr alarmierte Portaner Feuerwehr ist schnell vor Ort, kommt aber an die im Inneren wütenden Flammen nicht heran. Durch die Hitze bersten die Fenster. Das Dach bricht innerhalb weniger Minuten zusammen. Der Einsatz der Feuerwehr dauert bis in die frühen Morgenstunden. Gegen 4:15 wird die gesperrte Portastraße wieder freigegeben.
Nach Ansicht der Polizei geht der Schaden in die Millionen, der bei dem Brand in der Nacht vom 7.12.2011 entstanden ist. Mit rund 150 Einsatzkräften waren Polizei, Feuerwehr und DRK im Einsatz. Bei den Löscharbeiten wurden 2 Personen leicht verletzt.
Die Geschichte
Am 18. Oktober 1896 fand im großen Saal des gerade errichteten Hotels Der Kaiserhof ein Festessen zur Einweihung des Kaiser Wilhelm Denkmals statt. So ist das Hotel nicht nur durch den Namen eng verbunden mit dem weltweit bekannten Kaiser-Wilhelm-Denkmal.
Im Zweiten Weltkrieg war das Hotel Der Kaiserhof Teil des Außenlagers des KZ Neuengamme in Porta Westfalica. 1944 wurde es von der SS beschlagnahmt. Das Hotel wurde nach dem zweiten Weltkrieg bis 1950 Teil der Britischen Militäradministration. Danach konnte der ehemalige Inhaber Carl Knoblich es wieder betreiben. Am 22.04.1952 wurde das Hotel an Witwe Elisabeth Behnke geborene Knoblich übertragen. Seit 1983 steht das Hotel unter Denkmalschutz.
Durch Beschluss des Amtsgerichts Bielefeld (43 IN 268/11) vom 01.05.2011 ist über das Vermögen des Inhabers das Insolvenzverfahren eröffnet.
Pläne für eine neue Nutzung
In den Jahren 2013 bis 2015 wurde der Dachstuhl in vereinfachter Form wieder aufgebaut. Im November 2018 stellte der Architekt und Miteigentümer Jörg Albersmeier Pläne für einen Umbau vor. Seine Pläne sahen Wohnungen und Büros und neben dem Gebäude auch einen Einkaufsmarkt vor, ohne den der Umbau nicht wirtschaftlich sei. Diese Pläne fanden bei der Stadt aber nur teilweise Zustimmung, strittig war besonders der Einkaufsmarkt. Seitdem scheint das Bauvorhaben zu ruhen und das Gebäude steht leer.
Die Laubenhalle
Südlich des Hotelgebäudes befindet sich eine Laubenhalle in axialsymmetrischer Holzkonstruktion mit Weißlackierung. Die Laubenhalle wurde auf der westlichen Bergseite mit einem Stützmauerwerk ausgestattet und ist zur Ostseite offen mit nördlichem Eck- und Mittelpavillon. Das Gebäude wurde nahezu zeitgleich mit dem Hotel in den Jahren 1895/1896 errichtet.