Die Sprengung der Rahmedetalbrücke

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5 Uhr morgens. Wir packen unsere Sachen und die Fotoausrüstung zusammen und ab geht es. Wir wollen möglichst früh, noch vor einem möglichen Brückentourismus, vor Ort sein. Der Plan geht auf. Die Autobahnen sind wenig befahren. Das Navi leitet uns ohne ersichtlichen Grund schon früh von der Autobahn auf die Landstraße. Wir bleiben entspannt. Der Parkplatz, den wir angesteuert haben, ist nahezu leer. Er liegt nur wenige Meter von einer Einfallstraße zum Ort des Geschehens entfernt.

An der Einfallstraße, die bei unseren bisherigen Besuchen nur als Anliegerstraße gekennzeichnet war, stehen, wie erwartet Kontrolleure. Also geht es zu Fuß zwei bis drei Kilometer durch den Ort zu einem von uns zuvor ausgekundschafteten Beobachtungspunkt auf einer Anhöhe.

Hier sind wir zunächst allein, wenn man von zwei Hundebesitzern absieht, die mit ihren Hunden in der Früh Gassi gehen. Wir bauen unser Equipment in erster unverstellbarer Linie auf. Unsere Campingstühle leisten uns gute Dienste, denn es sind noch einige Stunden bis „High Noon“ 12 Uhr mittags.

Auf dem gegenüberliegenden Berg fahren Mannschaftswagen der Polizei zur Brücke und wieder zurück. Sehr vereinzelt sehen wir dort Wanderer und Radfahrer. Etwa eineinhalb Stunden vor der Sprengung tauchen bei uns erste Schaulustige auf. Auch auf dem gegenüberliegenden Berg kommt Bewegung auf. Menschen sammeln sich vor allem auf einer etwas tiefer gelegenen Wiese. Wie später klar wird hat sich dort auch die Presse aufgebaut. Zu uns gesellen sich zwei Vertreterinnen vom Fernsehen. Sie führen Interviews mit betroffenen Anwohnern, die inzwischen zahlreicher geworden sind.

Das Wetter war bis dahin optimal. Die Sonne fast im Rücken erscheint die Brücke in einem schönen hellen Licht. Eine halbe Stunde vor der Sprengung ziehen dann dunkle Wolken heran, die leider pünktlich zur Sprengung die Kulisse abdunkeln.

Ein erster Vorknall, die Vergrämungssprengung, kündigt dann das unmittelbar bevorstehende Ereignis an. Pünktlich um 12:00 Uhr dann die eigentliche Sprengung. Die Pfeiler knicken an der vorgesehenen Stelle ein und die 70m hohe und 450m lange Brücke befindet sich in freiem Fall in das für sie gemachte Fallbett.

Da, wo die Brücke eben noch zu sehen war, türmt sich nun eine riesige Staubwolke auf. Es dauert einige Zeit, bis diese Wolke verflogen ist. Und die Brücke ist weg!

Danach setzt dann Regen ein. Das hält uns davon ab noch auf die Freigabe der Sprengstelle zu warten. Wir packen unsere Ausrüstung zusammen und machen uns im Regen auf den Weg zurück zum Parkplatz. Auf dem Weg, der Klassiker, jemand hält neben uns und fragt „Wo geht’s denn hier zur Sprengung“. Die Begeisterung war groß als wir erklärten, dass diese schon eine halbe Stunde her ist. Wir kommen noch an den Kontrolleuren vorbei, die gerade ihre Zelte abbrechen, und erreichen unseren inzwischen sichtlich vollen Parkplatz. Zurück können wir vom Parkplatz keine 100m entfernt direkt auf die A45 auffahren.

Wir haben die Brücke eine Woche vor der Sprengung bereits besucht.

Wir besuchen die Brücke eine Woche nach der Srpengung wieder.