Das Habiflex
Das Habiflex ist ein experimentelles Wohngebäude in der Neuen Stadt Wulfen (Barkenberg) in der Jaeger Straße 1-40. Mit Bundesmitteln gefördert, erhielt das Habiflex im bundesweiten Wohnungsbauwettbewerb „Flexible Grundrisse“ 1971 eine Auszeichnung.
Fertiggestellt wurd das aus Fertigbauteilen errichtete Gebäude 1975. Es sollte Wandelbarkeit und freie Raumaufteilung symbolisieren und galt als zukunftsweisende Idee. 40 Wohnungen gruppieren sich um einen offenen Innenhof. Die Wohnungsgrundrisse waren veränderbar, durch verschiebbare Wände. Durch Ausklappen der Außenwände konnte der Balkon zum Wintergarten werden. Gerade diese Besonderheit und die mangelhafte Isolierung führten aber bald zu baukonstruktiven und bauphysikalischen Mängeln wie zum Beispiel Feuchtigkeitsschäden. Bauphysikalisch ist wohl alles schiefgegangen. Wegen der ständigen Feuchtigkeit bekam das Haus im Volksmund den Namen „Tropfsteinhöhle“
Die Geschichte
Die Architekten und Bauherren waren Richard Gottlob und Horst Klement aus Gelsenkirchen, die auch eigenes Geld in das damals aussichtsreiche Projekt investierten und schließlich verloren.
Aufgrund der Probleme wechselte das Objekt mehrfach den Besitzer und hatte
immer häufiger mit Leerstand zu kämpfen. Nur ein Teil der Wohnungen wurde modernisiert. Nach mehreren Zwangsversteigerungen hat der letzte Eigentümer das Habiflex in Eigentumswohnungen umgewandelt und als „Kapitalanlage“ an meist auswärtige Interessenten verkauft.
Einige der neuen Bewohner verursachten den Anwohnern große Probleme. Die Eskalation mündete schließlich 2007 in einen Sperrmüllbrand. Daraufhin prüften die Behörden schließlich den Brandschutz und die Sicherheit des Gebäudes. Seitdem gilt das Haus als unbewohnbar und verfällt allmählich.
2008 zog der letzte Mieter aus und die Stadt plante den Zutritt zum Gebäude durch einen Zaun und später auch durch Zumauern zu verhindern. Die Eigentümer der rund 40 Wohnungen bekamen von der Stadtverwaltung Ordnungsverfügungen mit Zahlungsanteilen für das Zumauern ihrer Wohnungen. Einige der Eigentümer klagten dagegen. Das Gericht gab den Klägern im Oktober 2009 insofern recht, als dass die Richter den Plan des Zumauerns für die Betroffenen zu teuer fanden. Daraufhin machte die Stadt den Komplex auf eine andere Weise einbruchsicher.
Ein geplanter Abriss konnte allerdings bis heute nicht realisiert werden, weil sich viele der Eigentümer für diese „Schrott Immobilie“ hoch verschuldet haben und einige wohl in die Insolvenz geraten sind. Auch die Eigentumsverhältnisse scheinen nicht immer klar.
Der Ausblick
Im Februar 2022 stellte die Dorstener Studentin Jennifer Eberlein an der BTU Cottbus in Ihrer Masterarbeit Sanierung und Abriss des Gebäudes gegenüber und kommt zum Schluss, dass eine Sanierung ökonomisch als auch ökologisch überzeugender ist.
Stadtbaurat Holger Lohse hält die Masterarbeit für „Beachtenswert!“. Friedhelm Fragemann hingegen hält das Vorhaben für „nicht realisierbar!“. Fraktionschef Bernd Schwane (CDU) nahm in der „Dorstener Zeitung“ Stellung zum Thema und erklärte, dass sich die CDU-Fraktion dafür einsetzen wird, dass die Stadt das Objekt erwirbt, es dann abgerissen wird und das Grundstück zukünftig eine andere bauliche Verwendung findet. Für die heutigen Wohnungseigentümer bedeutet der Abriss dann allerdings wohl den Totalverlust.