In den Wäldern von Fühlingen liegt ein verlassenes, einst majestätisches Anwesen, das die Fantasie der Menschen beflügelt und eine Aura des Mysteriösen in sich trägt, das Haus Fühlingen, auch Villa Oppenheim genannt. Wir fahren die Neusser Landstraße gegenüber dem Fühlinger See entlang und können zunächst nur einen einen kurzen Blick durch ein verfallenes Tor auf das Herrenhaus werfen, da hier ein absolutes Halteverbot gilt. Das Parken auf dem Seitenstreifen ist auch keine gute Idee, da die Stadt Köln hier wohl ein wachsames Auge darauf hat.
Nachdem wir unser Auto etwas entfernt sicher abgestellt haben, begeben uns auf eine spannende Reise um die faszinierende Geschichte dieses Lost Place und tauchen ein in die Vergangenheit, eine Welt von Luxus, Macht und dunklen Geheimnissen, die die Villa Oppenheim umgeben.
Im Jahr 1888 wurde die Villa als Sommerresidenz von Eduard Freiherr von Oppenheim (1831 – 1909), aus der Familie der Kölner Privatbank Sal. Oppenheim, nebst Herrenhaus und Gestütsgebäude, sowie einer Pferderennbahn errichtet. Das Anwesen war ein Symbol für Reichtum und Macht. Die Villa wurde im neoklassizistischen Stil gestaltet und beeindruckte mit ihren imposanten Säulen, kunstvollen Verzierungen und prachtvollen Räumen. Selbst in dem aktuellen Zustand spüren wir noch den einstigen Glanz. Die verlassenen Räume und die von der Natur zurückeroberte Architektur erzählen uns Geschichten vergangener Zeiten und lassen uns in eine andere Welt eintauchen. Die Villa ist ein Ort des Verfalls und der Vergänglichkeit, der gleichzeitig eine unheimliche Schönheit ausstrahlt.
Über das ausladende Treppenhaus …
… gelangen wir zunächst in den dunklen etwas gruselig wirkenden Keller …
… und dann immer weiter nach oben. Der Blick aus dem oberen Stock gewährt noch heute einen atemberaubenden Blick auf den umliegenden Wald.
Wir gelangen schließlich zum Dachstuhl, der unter dem Wellblech wie eine Backstube wirkt.
Die Geheimnisse, die die Villa Oppenheim umgeben, sind noch immer ungelöst und haben die Fantasie von Abenteurern und Geschichtsinteressierten gleichermaßen beflügelt. Obwohl der Besuch mit Risiken verbunden ist, ist die Faszination für diesen Ort ungebrochen.
Die Geschichte
Trotz ihres einstigen Glanzes und ihrer Bedeutung für die Familie Oppenheim wurde die Villa im Laufe der Zeit vernachlässigt und verlassen. Es gibt verschiedene Theorien über den Grund dafür. Einige sagen, dass finanzielle Schwierigkeiten die Familie zwangen, das Anwesen aufzugeben, während andere von tragischen Ereignissen innerhalb der Familie sprechen.
Fakt ist aber, dass die Villa während des Zweiten Weltkriegs stark beschädigt wurde. Viele wertvolle Kunstwerke und Möbel gingen verloren und das Gebäude selbst erlitt erhebliche Schäden. Nach dem Krieg wurde das Haus nur notdürftig repariert. Nach und nach zerfraßen der Schimmel und die Feuchtigkeit die einst prunkvollen Räume, die Wände bröckelten und die Fenster zerbrachen. Unabhängig von den Gründen wurde die Villa Oppenheim zu einem Lost Place, der langsam von der Natur zurückerobert wurde.
Das Haus Fühlingen steht heute unter Denkmalschutz der Stadt Köln, welche das Gebäude 1963 kaufte. Die Stadt ließ einige Jahre später Reithalle und Seitenflügel abreißen.
Die Geheimnisse
Die Villa Oppenheim birgt zahlreiche Geheimnisse, die die Neugierde von Abenteurern und Geschichtsinteressierten gleichermaßen wecken.
Es wird gemunkelt, dass in den verlassenen Räumen der Villa noch immer der Geist der Familie Oppenheim spürbar ist. Gerüchten zufolge soll die Familie Oppenheim einen geheimen Schatz in der Villa versteckt haben. Es wird erzählt, dass dieser Schatz aus wertvollen Juwelen, antiken Artefakten und unermesslichen Reichtum bestand. Obwohl die Villa im Laufe der Zeit von vielen Schatzsuchern durchsucht wurde, bleibt das Geheimnis ungelöst.
Im Jahr 1943 erhängte die Gestapo einen damals 19-jährigen polnischen Zwangsarbeiter namens Edward Margol in einer alten Ziegelei nahe der Villa. Margol musste als Zwangsarbeiter auf dem Hof arbeiten und war auch hier untergebracht. Aufgrund einer falschen Anschuldigung des damaligen Pächters des Hofes wurde er umgebracht.
Nach dem 2. Weltkrieg wohnte im Haus Fühlingen ein ehemaliger NS-Richter und späterer Amtsgerichtsrat. 1962 beging der Richter im 2. Stock des Hauses Selbstmord. Seine Frau lebte anschließend allein viele Jahre weiter in dem Haus und verstarb im Jahr 2000 in einem Altenheim.
Im Jahr 2007 wurde ein Mann aus Seeberg tot in der Villa aufgefunden. Die Polizei ging damals von Selbstmord aus.
Der Ausblick
Die Villa Oppenheim ist ein Ort mit einer reichen Geschichte und einer faszinierenden Atmosphäre. Obwohl sie derzeit verlassen und dem Verfall preisgegeben ist, gab es Bestrebungen, das Anwesen zu erhalten und zu restaurieren. Es wurde diskutiert, die Villa Oppenheim in ein Museum oder Kulturzentrum umzuwandeln, um Besuchern die Möglichkeit zu geben, die Geschichte und die Geheimnisse dieses beeindruckenden Lost Place zu entdecken.
2004 verkaufte die Stadt die Villa an einen privaten Investor (heute: German Property Group). Zuletzt wurde ein Bauantrag für den Umbau des Gebäudes in Luxuswohnungen von der Stadt abgelehnt, da es Planungsfehler des Architekten gegeben habe, wie der Stadtanzeiger 2019 berichtete. Ob der derzeitige Besitzer irgendwann einen neuen Bauantrag vorlegen möchte, ist derzeit nicht bekannt. Im Frühjahr 2020 berichtet der Stadtanzeiger, dass es bei der Stadt Köln Überlegungen gebe, der Ruine den Denkmal Status zu entziehen. Möglichen Investoren könnte es so einfacher gemacht werden, ein funktionierendes Konzept zum Umbau vorzulegen.
2023 Laut einem Artikel im Kölner Stadt-Anzeiger steht die Villa seit Mai 2023 nicht mehr unter Denkmalschutz. Die Entscheidung sei rechtskräftig. Der Insolvenzverwalter der Eigentümergesellschaft Dolphin Trust GmbH soll nun dazu bewegt werden das Gebäude „niederzulegen“, so zitiert der Kölner Stadt-Anzeiger Thomas Welter, Mitglied des Kölner Stadtrates und Vorstand des CDU-Ortsverbandes im Kölner Norden, da von der Ruine eine Gefahr für Leib und Leben ausgehe.
Wichtiger Hinweis
Der Zugang zur Villa ist alles andere als „barrierefrei“. Es gibt den üblichen „Urbexer Trampelpfad“. Wir empfehlen diesen Lost Place nicht aufzusuchen. Es gibt dort offensichtliche und versteckte Gefahren.