Die Halde Hoheward
Die Halde Hoheward bei Herten – zwischen Gelsenkirchen, Recklinghausen und Herne – ist ein zentraler Ort der industriellen Kulturlandschaft im Ruhrgebiet. Es ist ein menschgemachter Hügel, der beim Steinkohlebergbau aus Gesteinsschüttungen der Zeche Recklinghausen II, der Zeche Ewald und der Zeche General Blumenthal/Haard entstand. Ihr höchster Punkt liegt bei 152,5 Metern. Auf mittlerer Höhe befindet sich eine 6,4 Kilometer lange Balkonpromenade mit zehn Aussichtspunkten. Zusammen mit der benachbarten Halde Hoppenbruch ist sie Teil der größten Haldenlandschaft des Ruhrgebiets, der Route der Industriekultur und des Landschaftsparks Hoheward. Die Halde Hoheward in ihrer heutigen Form entstand in den 1980ern. Vorher bestand sie aus mehreren kleinen Hügeln, bis beschlossen wurde, sie durch Zuschüttungen zur größten Halde Europas und einer überregionalen touristischen Attraktion auszubauen. Die Pläne verursachten viel Trubel in der Region. Es gab ökologische Bedenken und Unmut darüber, dass dem Haldenausbau eine – eigentlich illegal entstandene – bürgerliche Siedlung weichen musste. Heute ist die Halde, vom Regionalverband Ruhr verwaltet und mit viel Engagement der Bürger in ein landschaftliches Schmuckstück verwandelt, ein populäres Ausflugsziel.
Das Ausflugsziel
Auf dem Gesteinshügel gibt es eine Reihe von Sehenswürdigkeiten. Die Hauptattraktion ist allerdings die Aussicht. Wer den Anstieg meistert, kann von oben bei gutem Wetter das gesamte Ruhrgebiet überblicken. Selbst der 50 Kilometer entfernte Rheinturm in Düsseldorf ist noch zu sehen. Auch bei Nacht bietet sich ein prächtiger und lehrreicher Anblick, Astronomiebegeisterte lieben den klaren Blick auf Sterne und Konstellationen. Die Halde ist mit Auto, Bus und Bahn erreichbar. Wer sportlich ist, kann sie auch mit dem Fahrrad erklimmen, es gibt spezielle Pfade für Mountainbikes. Sehr gut auf vielen Bildern macht sich auch die u-förmige Promenadenbrücke, Teil der Balkon-Promenade auf der Mitte des Hangs. Sie ist für Hobbyfotografen auch eine wichtige Anlaufstelle. Die Brücke wirkt inspiriert von einem ähnlichen Bauwerk über dem berühmten Grand Canyon in den USA.
Der Fotospot
Abgesehen von den Sehenswürdigkeiten direkt vor Ort, allen voran das Horizontobservatorium und die Sonnenuhr mit ihrem Obelisken, eignet sich das Plateau vor allem für Panoramabilder der Landschaft. Besonders malerisch ist dies bei Sonnenauf- oder -untergang oder auch bei Schnee im Winter. Lohnenswerte Motive sind die benachbarte Hoppenbruch-Halde sowie vor allem die 2001 nach 124 Jahren Betrieb stillgelegte Zeche Ewald. Diese ist heute ein charakteristisches Industriedenkmal der Region. Von der eigens eingerichteten Ewald-Empore aus ist sie am besten einzufangen. Ein beliebtes Fotoobjekt, von unten oder oben aus, ist auch die Himmelsstiege. Die Panoramatreppe führt mit 529 Stufen zum höchsten Plateau der Halde.
Das Horizontobservatorium
Die beiden Stahlbögen mit etwa 90 Meter Durchmesser sind seit ihrer Einweihung im November 2008 das markante Zentrum des höchsten Haldenpunkts, 152,3 Meter über dem Meeresspiegel. Der Platz darunter ist eigentlich dazu gedacht, einen besonders guten Blick auf den Himmel und die Sternenkonstellationen bei Nacht zu haben, sowie auch andere geographische Effekte. Die Schöpfer des Observatoriums hatten Ähnliches im Sinn wie die antiken Erbauer des legendären Steinkreises von Stonehenge in England. Ärgerlich jedoch, nur kurze Zeit nach der Eröffnung entstand ein Riss an einem der Rohre. Das Plateau musste aus Sicherheitsgründen abgesperrt werden. Der Zustand sollte weit über zehn Jahre andauern. Zwischen dem Regionalverband Ruhr als Bauherr und der beauftragten Firma entstand ein langer Streit, ob dem gefährlichen Schaden ein Material- oder ein Planungsfehler zugrunde liegt. Der Millionen Euro teure und lange ergebnislose Rechtsstreit erlangte auch durch einen Beitrag des Satiremagazins „extra 3“ überregionale Prominenz. Zwischenzeitlich schien ein Abriss des Prestigeprojekts wahrscheinlich. Nach zwölf langen Jahren zeichnet sich seit 2021 eine Kompromisslösung ab. Der beschädigte Bogen bekommt wohl eine zusätzliche Abstützung.
Die Sonnenuhr
Auch die Sonnenuhr mit dem 8,50 Meter hohen Obelisken als Zeiger hat ein antikes Vorbild. Sie ist einem ähnlichen Bauwerk aus der Zeit des römischen Kaisers Augustus nachempfunden. Die Uhr, die eine Fläche von etwa 3000 Quadratmetern einnimmt, befindet sich auf einem südlichen Plateau, etwas über 12 Meter unter dem höchsten Punkt des Hügels. Der Obelisk aus Edelstahl wirft auf eine runde Fläche von 62 Metern Durchmesser einen Schatten, mit dem sich bei sonnigem Wetter die genaue Uhrzeit und auch das Datum ablesen lassen. Viele Erläuterungen helfen dem Besucher beim Verständnis. Das Jahrtausende alte Prinzip ist gepaart mit moderner Ingenieurskunst. Anders als beim Observatorium wird es hier erfolgreich angewandt. Die horizontale Fläche der Uhr ist absolut eben gestaltet, um die höchstmögliche Genauigkeit der Uhr sicherzustellen. Zudem verhindert ein wasserdurchlässiges Pflaster, dass sich Pfützen bilden. Das Motiv der Uhr zieht sich über die Konstruktion hinaus. Das Haldenkonzept sieht genau 12 Aufgänge aus den umliegenden Stadtteilen vor, analog zu einem Ziffernblatt.
Die Drachenbrücke
Die Drachenbrücke ist die Verbindung mit dem Recklinghauser Stadtteil Hochlarmark, entwickelt von Ralf Wörzberger, eingeweiht im Jahr 2008. Die Brücke für Fußgänger und Radfahrer überspannt die Cranger Straße. Ins Auge springt vor allem der Drachenkopf, der auf die Besucher herunterzublicken scheint und der Brücke ihren Namen gibt. Auch die eigentliche 165 Meter lange Brückenkonstruktion soll einen Teil des Drachens darstellen. Die Geländerhalter geben ihr die Anmutung eines Drachenskeletts mit Rippen. Insgesamt ist die Brücke 198 Tonnen schwer.
Der Verladeturm
Der Verladeturm Hoheward, früher Teil des Zechengebiets, befindet sich südöstlich der Halde. Er ist ein weiterer beliebter, leider nicht mehr über die Treppen erreichbarer, Aussichtspunkt mit Blick auf die Umgebung. In unmittelbarer Nähe entsteht aktuell der Aktiv-Linear-Park, zu dem auch ein Kletter- und Spielplatzareal gehört.
Der Tunnel
Der rund 660 Meter lange Tunnel für die ehemalige Zechenbahn wurde zwischen 1988 und 1990 nicht wie üblich in den „Berg“ gebohrt, sondern die Halde wurde über dem Tunnel aufgeschüttet. Seit der Schließung der Zeche Ewald im Jahr 2000 ist der Tunnel nicht mehr in Betrieb. Sein Eingang ist mit einem Tor verschlossen.
Es sah so aus, als würde der Tunnel unter der Halde Hoheward für immer vergessen werden. Doch das soll sich laut dem Regionalverband Ruhr (RVR) bald ändern. Rodungen am südlichen Eingang des Tunnels an der Stadtgrenze Herten/Recklinghausen haben mit Zustimmung der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Recklinghausen bereits stattgefunden. Die Arbeiten waren notwendig, um mit den Vorbereitungen für die Instandsetzung des Tunnels beginnen zu können. Es sind noch mehrere vorbereitende Maßnahmen z. B. Bauwerksprüfungen, Kampfmitteluntersuchungen sowie die vermessungstechnische Erfassung des Geländes erforderlich.
Bis 2027 soll der Tunnel dann für Fußgänger und Radfahrer die im Norden der Halde Hoheward endende Allee des Wandels mit dem Aktiv-Linear-Park im Süden verbinden.