Lost Place Kasteel Almere

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Die letzte Station auf unserer heutigen Tour ist die Burg Almere am Oude-Waterlandseweg in Almere-Haven. Unser Navi leitet uns direkt bis vor das Tor des Anwesens, wo wir dann auch das Auto abstellen. Den Informationen im Internet zu Folge ist das Gelände stark gegen unbefugtes Betreten gesichert. Als wir gerade unsere Kameras aus dem Auto holen verlässt eine Frau mit ihrem Auto das Gelände. Es kann also gut sein, dass die Hinweise am Tor kein Bluff sind.

Das Gelände ist von zwei Seiten von Wassergräben begrenzt. An anderer Stelle finden wir Zäune in zwei Reihen, wobei der Bereich zusätzlich stark mit Sträuchern überwuchert ist. Das berüchtigte Loch im Zaun mit Trampelpfad war auch nicht ansatzweise zu sehen. Es scheint sich also jemand zu kümmern. Bei dem Schloss handelt sich um einen Rohbau aus dem Jahr 2002. Wie interessant können Innenansichten da sein?

Die Pläne zum Bau des Schlosses stammen aus dem Jahr 1999. Der Entwurf basiert auf dem Schloss Jemeppe aus dem 13. Jahrhundert in Hargimont (Belgien). Der Grundstein wurde am 15. September 2000 gelegt. Die Kosten für das Schloss wurden zunächst auf mehr als 27 Millionen Euro geschätzt. Sie haben sich später auf 60 Millionen Euro erhöht. Aufgrund finanzieller Probleme wurde das Bauprojekt im Jahr dann 2002 gestoppt. Die spannende Geschichte dazu folgt weiter unten. So entstand eine moderne Ruine.

Die spannende Story dahinter

In Gang gesetzt werden die folgenden Ereignisse dadurch, dass am 20. November 2001 der 44-jährige Rob Wijnmaalen mit seinem Auto in der Nähe von Eemnes gegen einen Baum prallt und auf der Stelle stirbt. Rob Wijnmaalen ist zu der Zeit Direktor der Rabobank in Eemnes und er vergibt gern und großzügig Kredite, wohl ohne viel Wert auf Sicherheiten zu legen. Wenn eine Finanzierung bei einer anderen Bank nicht klappt, geht man zu „Robbie“.

Am Tag des Unfalls musste sich „Robbie“ in der Zentrale der Bank melden und wurde entlassen, so dass auch Gerüchte über einen Selbstmord auf dem Heimweg im Raum stehen.

Der Projektentwickler des Schlosses Almere, Tijs Blom, geht ebenfalls zu „Robbie“ und erhält einen Kredit von 55 Millionen Euro, für die er lediglich Sicherheiten in Höhe von 25 Millionen Euro bereitstellt. Nach dem Tod von Rob Wijnmaalen reduziert die Rabobank die Kreditlinie auf die besicherten 25 Millionen, so dass damit nur noch der Rohbau des Schlosses fertiggestellt werden kann.

Tijs Blom macht sich daraufhin auf die Suche nach Investoren. Die Rabobank hofft auf eine Partnerschaft mit einer internationalen Hotelkette und Tijs Blom kontaktiert Van der Valk und Playmobil um sie als Investoren zu gewinnen. Es wird aber nichts Konkretes daraus.

Dann folgt eine Geschichte wie aus dem Märchen. Eine saudische Prinzessin legt über den Rotterdamer Anwalt Geert-Jan Dolk eine Bankgarantie in Höhe von 132 Millionen Euro für die Fertigstellung des Schlosses vor. Dafür möchte die Prinzessin zur Hälfte Eigentümerin werden und als Zugabe soll Tijs Blom sie heiraten. Die Bankgarantie wurde zuerst von der ABN/AMRO und später auch von der Rabo Bank als Betrug eingestuft. Tijs Blom wollte die Prinzessin auch nicht heiraten, seine eigene Frau sei tausendmal mal so viel wert. Damit endete die Geschichte aus tausend und einer Nacht.

Schließlich beschlagnahmt die Rabobank das halbfertige Schloss und kündigt im Oktober 2002 die Zwangsversteigerung an. Die Auktion wird jedoch abgesagt, weil die Bank das Schloss für 11,1 Millionen Euro von Tijs Blom übernimmt und es für 11,5 Millionen an die eigens gegründete Immobilientochter Pakhuis BV verkauft.

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Der weitere Verlauf …

Es folgt, was nicht unüblich ist, eine Liste mit neuen Eigentümern und neuen Versuchen das Projekt zu retten.

Im Jahr 2005 hat das Gelände eine zu diesem Zweck gegründete Firma, Gravin BV, gekauft. Neben einem Hotel und einer Hochzeitslocation im Schloss sollen auf dem Gelände auch Häuser errichtet werden. Der Gemeinderat von Almere stimmt aber der notwendigen Änderung des Bebauungsplans nicht zu.

Ab 2013 gibt es Pläne im Schloss und um das Schloss herum einen Vergnügungspark namens Witch World zu erichten. Initiator Ton Theunis will einen Märchenwald entwickeln, in dem Trolle, Hexen und Magie die Hauptrolle spielen.

Im Oktober 2015 kauft Witch World das Schloss für 20 Millionen Euro von Gravin BV, allerdings mit einer Ausstiegsklausel für den Fall, dass die Pläne für den Vergnügungspark finanziell oder politisch nicht verwirklicht werden können.

Im Oktober 2018 zieht Ton Theunis beim Projekt Witch World den Stecker. Seine Pläne schnell Geldgeber zu finden haben nicht funktioniert.

Anfang 2023 verkauft die Gravin B.V. das Gelände und das halbfertige Schloss an die BPD Bouwfonds Gebiedsontwikkeling, Teil der Rabobank, und Van Rhijn Projectontwikkeling. Die Initiatoren planen den Bau von rund 850 Häusern und die Realisierung von Freizeitangeboten wie Gastronomie. Dieser Kaufvertrag enthält allerdings eine Ausstiegsklausel befristet bis zum 23.November 2023, da der Gemeinderat von Almere bis dahin eine Änderung des Bebauungsplans beschließen muss. Im aktuellen Bebauungsplan ist das Gelände für Erholungszwecke ausgewiesen. Deshalb wurde es von der Gemeinde ursprünglich für nur 10 Gulden pro qm verkauft. Eine Änderung des Bebauungsplans würde das Gelände enorm aufwerten. Die Gemeinde überlegt nun das Gelände zurückzukaufen.